Ein Schmuckstück für Lüttringhausen

Wenige Monate vor der Eingemeindung nach Remscheid im Jahre 1929 konnte die bis dahin selbstständige Stadtgemeinde Lüttringhausen die „Städtische Badeanstalt Lüttringhausen“ eröffnen. Über viele Jahrzehnte war dieses Hallenbad ein sportlicher und auch sozialer Mittelpunkt für die Bürgerinnen und Bürger von Lüttringhausen. Unzählige Kinder lernten hier schwimmen, der Lüttringhauser Turnverein bot eine Vielzahl von Schwimmsportarten an und auch die über lange Zeit vorhandenen Wannen- und Brausebäder wurden rege genutzt. Der Vorraum der „Badeanstalt“ war ein sozialer Treffpunkt.

Im Jahre 2004 wurde das Bad von der Eigentümerin Stadtwerke Remscheid geschlossen, da es nicht mehr den Anforderungen eines modernen Badebetriebes entsprach. Über dem Eingang des Bades war bei seiner Einrichtung eine ca. 1 Meter hohe steinerne Skulptur angebracht worden, die ein Kinderpärchen darstellt. Auf Initiative des Heimabundes Lüttringhausen e.V. wurde diese Skulptur im Rahmen der Abrissarbeiten des Gebäudes gesichert und zunächst bei den Stadtwerken und anschließend bei einer Lüttringhauser Firma gelagert.

Die Stadt Remscheid hat die Umgebung des unter Denkmalschutz stehenden Lüttringhauser Rathauses durch Maßnahmen der Freiraumgestaltung aufgewertet. Der Heimatbund Lüttringhausen widerum hat sich in der Vergangenheit in einem bemerkenswerten Rahmen für das ortsbildprägende Rathaus eingesetzt. So wurden z.B. die repräsentativen Leuchter im historischen Ratssaal durch den Heimatbund erneuert oder die abendliche Anstrahlung des Gebäudes konnte über eine Spendensammlung gemacht werden.

Eine Aufwertung der Rathausumgebung ist jetzt durch die Aufstellung des „Kinderpärchens“, verbunden mit der Herstellung eines Wasserspiels, im Rahmen der Neugestaltung der gärtnerischen Anlagen erfolgt.

Während die Stadt Remscheid die Finanzierung der umgebenden Außenanlagen übernahm, hatte sich der Heimatbund Lüttringhausen bereit erklärt, die Aufstellung der steinernen Skulptur und in Verbindung damit das Wasserspiel über Spenden und Eigenmittel im Rahmen des Förderprogramms „Heimat, Zukunft Nordrhein-Westfalen“, Element „Heimat-Fonds“ mit zu finanzieren.

Die Stadt Remscheid hat hierfür die erforderlichen weiteren finanziellen Mittel aufgebracht. Der Heimatbund Lüttringhausen e.V. hat sich dazu verpflichtet, die Unterhaltungskosten für das Wasserspiel dauerhaft zu tragen.

Das Projekt „Erinnerungskultur Steinernes Badepärchen der alten Badeanstalt Lüttringhausen“ in Verbindung mit einem Wasserspiel trägt zur Stärkung, Erhaltung und Erinnerung der lokalen Identität und Gemeinschaft bei.

Vorher. Foto: Maar
Vorher. Foto: Maar
Nachher. Foto: Maar
Nachher. Foto: Maar

Baugeschichte der Lüttringhauser Badeanstalt

1886 Die Nachbargemeinde Lennep baut ein Hallenschwimmbad.

1894 Die Nachbargemeinde Remscheid baut ein Hallenschwimmbad.

Bereits vor dem 1. Weltkrieg besteht die Absicht der Stadtverwaltung, ihrer industriellen Bevölkerung eine Badegelegenheit zu schaffen.

1926 Beschluss, die stillgelegte Gasfabrik in ein Hallenbad mit einem Becken von 16,15 m Länge umzubauen. Auf Vorschlag des Badedirektors Kamp aus Köln wurde das Schwimmbecken auf 20 m Länge erweitert. Kostenvoranschlag 135.000 MK.

1927 Die Stadtverordneten erklären sich mit der Errichtung eines Hallenbades einverstanden. Ein Plan soll entworfen werden. Das Bad soll aus Mitteln einer Anleihe finanziert werden.

1. Okt. 1928 Baupläne der Stadtgemeinde Lüttringhausen zum Bau einer Badeanstalt von Arthur Cörmann werden unterzeichnet.

1928 Baubeginn. Die Firma Hölken erhält die Erd- u. Maurerarbeiten, die Firma Gebr. Schymkowitz die Zimmerarbeiten u. die Firma Nolte die Dachdeckerarbeiten. Die Installation wird von der Firma Mieddelmann & Sohn durchgeführt.

13. April 1930 Eröffnung mit Schwimmvorführungen u. Wettkämpfen der Volksschulen Remscheid-Lennep-Lüttringhausen; Einführung des obligatorischen Schwimmunterrichts für alle Lüttringhauser Schulen.

1948 Das Bassin wird neu ausgefugt, Schäden an den Fliesen ausgebessert, das 1 m- Sprungbrett ausgetauscht u. defekte Umkleidetüren erneuert.

Okt. 1950-Jan. 1951 Schließung wegen Modernisierung: Umstellung von Koks- auf Gasheizung; Einbau einer neuen Sprunganlage, die für internationale Wettkämpfe anerkannt ist; Einbau einer Chlorfilteranlage; erneute Inbetriebnahme der Wandbeleuchtung u. neuer Farbanstrich.

1994 Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung wird das Hallenbad an die Stadtwerke Remscheid übertragen.

1997 Abbruchantrag der Stadtwerke, da das Bad wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. Das Bad ist grundsätzlich erhaltenswert, aber kein Baudenkmal.

1998 Schließung.

Sept. 2003 Anfertigung einer Fotodokumentation.

Hauptfassade Badeanstalt Lüttringhausen um 1957. Foto: Historisches Zentrum Stadt Remscheid, Bildarchiv
Hauptfassade Badeanstalt Lüttringhausen um 1957. Foto: Historisches Zentrum Stadt Remscheid, Bildarchiv
Schwimmhalle der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003
Schwimmhalle der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003
Wandbrunnen im Eingangsbereich der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003
Wandbrunnen im Eingangsbereich der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003
Skulptur über dem Eingang der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003
Skulptur über dem Eingang der Badeanstalt in Lüttringhausen, 2003. Foto: Bauaktenarchiv Stadt Remscheid / Fotodokumentation Sept. 2003

03. Nov. 2003 Beginn der Abbrucharbeiten. Umnutzungskonzepte und Bürgerinitiative sind gescheitert.

2010 Errichtung eines Seniorenquartiers auf dem Grundstück. Der Giebel wurde in Anlehnung an die Badeanstalt gestaltet.

Der Stadtbezirk Lüttringhausen

Lüttringhausen befindet sich im nördlichen Stadtgebiet und umfasst eine Fläche von 1.531 Hektar.

Die Einwohnerzahl von rund 16.000 ist die kleinste der vier Stadtbezirke im polyzentralen Remscheid. Bis 1929 war Lüttringhausen eine selbstständige Stadt. Der historische Stadtkern Lüttringhausen wird als „Dorp“ bezeichnet und zeigt sich in einer Vielzahl historischer Gebäude, darunter die Evangelische Stadtkirche als Beispiel des Bergischen Barocks im Kircheninneren. Am Rande der historischen Altstadt befindet sich das Rathaus der ehemaligen Stadt Lüttringhausen, das auch heute noch als Verwaltungs- und Sitzungsgebäude genutzt wird. 

Weihnachtsdorf Lüttringhausen. Foto: Gerd Krauskopf
Weihnachtsdorf Lüttringhausen. Foto: Gerd Krauskopf

Im Südwesten von Lüttringhausen liegt das große Gelände der vor allem für das Bergische Land zuständigen psychiatrischen Klinik Evangelische Stiftung Tannenhof. Bekannt ist auch die am Rande in Richtung des Stadtteils Klausen gelegene Justizvollzugsanstalt Remscheid. 

Das Rathaus Lüttringhausen

Das unter Denkmalschutz stehende, zentrale und ortsbildprägende Rathaus befindet sich im Zentrum von Lüttringhausen, nur wenige hundert Meter nördlich der historischen Altstadt. Alle wichtigen und den Stadtbezirk tangierenden Buslinien treffen hier zusammen. Die Adresse lautet Kreuzbergstraße 15, 42899 Remscheid. 

Nachdem die Räumlichkeiten des alten Rathauses in der Gertenbachstraße 33 gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr ausreichend erschienen, fasste der Rat der Stadt Lüttringhausen unter Bürgermeister Richard Gertenbach den Beschluss zum Bau eines neuen Rathauses. 

Am 21. Juni 1907 erfolgte die Grundsteinlegung für den Neubau nach Plänen des Architekten Arthur Schmidt. Am 19. September 1908 konnte die feierliche Einweihung begangen werden. Ursprünglich sollte an dieser Stelle eine katholische Kirche gebaut werden, da hier ehemals ein großes Holzkreuz gestanden hatte, das als Wallfahrtsziel diente. Bürgermeister Gertenbach überzeugte jedoch die Katholiken davon, dass der Standort besser für das Rathaus geeignet sei und tauschte das Grundstück mit einem an der Richard-Pick-Straße, auf dem heute die Heilig-Kreuz-Kirche steht. Der Name „Kreuzberg“ blieb jedoch erhalten. 

Rathaus Lüttringhausen. Foto: Gerd Krauskopf
Rathaus Lüttringhausen. Foto: Gerd Krauskopf

Das zweieinhalbgeschossige Rathaus besitzt einen annähernd L-förmigen Grundriss. Es wurde unter dem Einfluss des Jugendstils errichtet, was sich sowohl äußerlich an der Fassade als auch im Inneren, hier besonders im Treppenhaus, widerspiegelt. Markantestes Merkmal des Rathauses ist der achteckige, verschieferte Rathausturm mit der umlaufenden und nicht begehbaren (Schein-) Galerie und der Turmuhr mit ihren vier Zifferblättern. Nach der 2008 erfolgten Sanierung kann der Turm mittlerweile an bestimmten Terminen von Besuchern bestiegen werden.  

Badepärchen als Bestandteil des Wasserspiels

In der „Städtischen Badeanstalt Lüttringhausen“ haben Generationen von Lüttringhausern schwimmen gelernt, diese diente lange Zeit der Erholung und sportlichen Betätigung. Im Jahr 1999 wurde die Schwimmhalle nach rund 60 Jahren Badebetrieb aus Kostengründen geschlossen und schließlich 2004 abgerissen.

Das Kunstobjekt Badepärchen war Teil des Eingangsportals der Badeanstalt aus dem Jahr 1930 und besitzt für die Lüttringhauser Bevölkerung einen hohen ideellen Wert. Auf vielfachen Wunsch hin wurde es über den Abriss der betreffenden Schwimmhalle hinaus erhalten.

Die Skulptur Badepärchen wurde auf Wunsch von Heimatbund und Bezirksvertretung zur Erinnerung an die Schwimmhalle in die Planung des Rathausinnenhofes integriert. 

Foto: Heimatbund Lüttringhausen (Archiv)
Foto: Heimatbund Lüttringhausen (Archiv)

Durch die Neuinszenierung der Skulptur im Freiraum soll die lokale Identität gefördert und das Heimatgefühl gestärkt werden. Zudem wird auf diesem Wege das Engagement des Ehrenamts honoriert.